Gestrandet in Palawan
So schnell konnten wir gar nicht begreifen, flogen wir schon mit dem Flugzeug durch die Wolkendecke hindurch und landeten wenige Zeit später in der Hauptstadt Puerto Princesa. Die philippinische Provinz Palawan liegt mit seinen umliegenden kleinen Inselgruppen im Westen des Landes und ist erst seit kurzer Zeit teilweise touristisch erschlossen.
Am überschaubaren Flughafen angekommen hatten wir auch kaum drei Stunden später schon unsere Genehmigung für den berühmten Underground River in Sabang in der Tasche. Unser Ziel war noch am gleichen Tag die hektische Hauptstadt hinter uns zu lassen und vor Einbruch der Dunkelheit das dortige kleine Fischerdorf zu erreichen. An der Westküste von Palawan liegend, bettet es sich harmonisch in Natuschutzgebiet mit unberührten Wäldern und traumhaften Küstenlinien ein.
Die meisten Touristen bleiben hier nicht besonders lange. Sabang wird in den meisten Reiseführer als ein kurzer Zwischenstopp am Weg Richtung El Nido erwähnt. Bereits in Puerto Princesa haben sich die meisten Touristen eine geplante Tour um immens hohe Preise organisiert. Ohne Zweifel der bequemste aber sicher auch teuerste Weg um Urlaub zu machen. Jegliche Organisation wird von der gewählten Reiseagentur übernommen und Tagesabläufe werden strukturiert und bereitgestellt. Wir dachten jedoch, dass uns die individuellen Erfahrungen, welche Teil unserer ganz eigenen Geschichte sind, fehlen würden! Vielleicht fanden wir den Ort genau deshalb so charmant, weil fast keine Touristen über Nacht blieben. Nach vier turbulenten Stunden im Mini-Van angekommen, schlenderten wir mit knurrenden Mangen in das nächste offene Straßenlokal. Wir kamen dort während dem Abendessen mit drei einheimischen Fischern ins Gespräch und tauschten unser Wissen über die Unterschiede im Tierreich und dei kulinarischen Schmankerl aus Österreich und den Philippinen aus. Nach der zweiten Runde Kurkuri-Rum machten wir uns auf den Weg zurück in unsere Unterkunft. Mühevoll stiegen wir die Stufen der Anhöhung hinauf, auf der wir unser Zimmer hatten. Umgeben von saftig grünen Reisplantagen fühlten wir uns hier wie in einem paradiesischem Garten. Überall hörten wir Insekten und Vögel die sich in blühenden Büschen amüsierten und in den Bäumen raschelte es wegen der Affen.
Am nächsten Tag ging es zum Subterranean River Nationalpark. Er wurde 1999 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt und besteht aus einem riesigen Kalksteinmassiv, dass durchdrungen ist von Höhlensystemen unglaublicher Größe. Die touristische Hauptattraktion darin ist der Underground River, welcher mit 4,2 km der längste mit dem Schiff befahrbare Untergrundfluss der Welt ist. 1,2 km der Strecke sind öffentlich zugänglich und werden durch Führungen angeboten. Mittels Audio-Guide wurde uns dabei über die Entstehung der Höhle, die unterschiedlichsten Gesteinsformationen und sogar Details über spezielle Stalagmiten und Stalaktiten erzählt. Geologen schätzen dieses unglaubliche Naturphänomen auf ein Alter von 23 Millionen Jahre und etwas tiefer im Inneren der Höhle existieren in einer Wand sogar die Fossilien einer vorzeitlichen Sehkuh. Während wir in totaler Finsternis mit nur einer einzigen Taschenlampe den Fluss entlang schipperten veränderte sich die Größe der Höhle ständig. Ein Bereich, genannt Kathedrale ragte sogar mehrere Hundert Meter in die Höhe. Hunderte von Zwergfledermäusen flogen auf der Decke umher und schuffen durch ihre hohe Geräusche eine völlig fremde Atmosphäre. Überwältig und etwas müde ging es dann für Cori mit dem Boot zurück nach Sabang während Manuel seinen Weg quer durch den Dschungel zurück suchte.
Frischen Mango Shake schlürfend saß Cori am Meeresufer als Manuel ihr entgegen kam und ihr von den verlassenen Stränden erzählte, die er am Rückweg entdeckte. Nun hatten wir einen weiteren Grund hier länger zu bleiben. Wir beschlossen die Gegend noch zu erforschen und wanderten dem Meeresufer entlang bis sich das Fischerdorf langsam auflöste und wir ein verlassenes Resort entdeckten. Ein traumhaftes Grundstück, teilweise war es sogar noch völlig möbliert. Zwischen den Bäumen am Meer standen vereinzelt kleine Bungalows welche sich noch in einem recht gut bewohnbaren Zustand befanden. Im Zentrum des Grundstückes konnten wir eine ehemalige Rezeption und ein dazugehöriges Café noch erkennen. Wie so oft begannen wir unserer Phantasie freien Lauf zu lassen und fingen an zu überlegen wie wir diesen Ort wieder zum Leben erwecken würden. Ein kleiner Pfad, welcher vorbei an einem Tempel mit bunten Fahnen markiert war, führte uns weiter über das fruchtbare Land zum einem nahe liegenden Wasserfall. Wir hätten dieses Stück Land sofort gekauft, jedoch in den folgenden Tagen bei Gesprächen bald festgestellt, dass es unter Naturschutz steht. Schon öfters sind Leute auf Betrüger reingefallen, die dieses Land teuer verkauft haben. Zeit verging und sie stellten mit Erschrecken fest, dass darauf gar nicht gebaut werden darf. Offiziell gehört dieses Land noch immer der Regierung.
Träume fördern unsere Kreativität! Ab und zu braucht die Vernunft eine Auszeit, damit unsere Träume fliegen lernen können.
Am nächsten Tag entspannten wir den halben Tag auf einem der einsamen Strände. Nach einiger Zeit juckte es uns am ganzen Körper. Wir waren umzingelt von den kleinen schwarzen Sandflies!! Nun wussten wir, wieso dieser unfassbar schöne Strand möglicherweise menschenleer war. Geschlagen flüchteten wir bald darauf ins erst mögliche Strand Café. Die darauffolgenden Tage waren mit den juckenden großen roten Stichen fast unaushaltbar.
Meeresbewohner in Port Barton
Mit dem Boot ging es als nächstes nach Port Barton. Wir bestiegen wieder eines der traditionellen Bangka-Boote. Diese Fischerboote haben auf beiden Seiten zusätzlich zwei befestigte Pfosten meist aus Bambus, welche bei hohem Seegang dem Boot mehr Stabilität verleihen. Los ging es über den tiefblauen Ozean vorbei an unberührten Küstenabschnitte, Perlenfarmen und gigantischen Felsformationen. Die Kilometerweit in Land hineinragten. Ihre Oberfläche hat sich durch die letzten Jahrtausende völlig ausgewaschen und ist deswegen meist scharf wie ein Rasierklinge. Unmöglich zu erschließen für den Menschen sind es einzig die Pflanzen und Tiere die darin Platz finden. Nach vier Stunden erreichten wir das kleine Dorf am Meeresufer. Wie Seemänner die auf Entdeckungsreise sind und auf neues Land stoßen fühlten wir uns, als wir mit dem Boot auf die neue Bucht zusteuerten und mit unseren Füßen ins Wasser stiegen um neues Land zwischen unseren Zähen fühlen.
Nun war es wieder an der Zeit eine passende Unterkunft zu finden. Es ist eine enorme Erleichterung wenn man zu zweit reist, so kann einer gemütlich in einem Lokal warten oder in diesem Fall mit den Füßen im Strand spielen während die andere auf die Suche nach einem passenden Schlafplatz geht. Besonders entspannt konnte Cori dann ohne Gepäck losschlendern. Selten geben wir uns dabei mit den ersten beiden Angeboten zufrieden und mit etwas Geduld finden wir dann nach einiger Zeit sogar kleine Schätze.
Super zufrieden bezogen wir das günstige neu renovierte Zimmer mit heißer Dusche und kleiner Terrasse davor. Die herzliche Besitzerin organisierte uns mit ihrem Onkel am nächsten Tag auch gleich eine Schnorchel Tour. Ausgerüstet mit Schnorchelequipment und viel Sonnencreme sprangen wir dort nicht einmal nach einer halben Stunde Fahrt mit dem Boot ins Wasser um der bunten Unterwasserwelt näher zu kommen. An diesem Tag sahen wir traumhafte Riffe, in denen das Leben der Korallen noch völlig im Einklang war und der Reichtum der Fischarten einen zum Staunen bringt. An einer anderen Stelle durften wir ein Meter große Wasserschildkröten aus der Nähe beobachten. Ihre elegante Fortbewegung und ihr zeitweise schnelles Auftauchen an die Meeresoberfläche konnte uns für Stunden beschäftigen. Viele weitere Stops folgten noch und völlig zufrieden erreichten wir wieder das Ufer von Port Barton.
Eine kleine Wanderung unternahmen wir zum White Beach. Dabei liefen wir Richtung Landesinnere durch mehrere kleine Dörfer und passierten gigantische Kokosnuss- Farmen. Manuel konnte sein neues Hobby nicht ruhen lassen und nahm uns zwei Kokosnüsse von einem der Bäume mit. Angekommen am paradiesischen Strand, welcher seinem Namen auf jeden Fall gerecht wird schlürften wir unsere selbst geernteten Kokosnüsse ließen uns in die handgeflochtenen Hängematten fallen. Ach, wenn es doch nur ewig so weitergehen könnt.
Kalksteinformationen in El Nido
El Nido war ursprünglich eine kleine Fischer- und Hafenstadt, welche mit der Zeit durch zu viel Tourismus förmlich explodiert ist. In vielen Medien wird darüber geschwärmt, dass El Nido angeblich die schönsten Strände der Welt besitzt. Der Ort liegt in einer Bucht mit Sandstrand umgeben von traumhaften grünen Kalksteinformationen, die alle unzugänglich sind. Dadurch verdichtet sich alles zunehmend mehr, anstatt sich auszubreiten. In den engen Straßen im Zentrum drängen sich Lokale und Souvenirshops eins nach dem anderen.
Jeden Tag starten dann um die 120 Bangka-Boote und bringen ihre Passagiere ins Bacuit-Archipel zu den Inseln, dessen Strände und türkisblauen Lagunen die Sehnsucht eines jeden Fernwehhabenden heraufbeschwört.
Schon am Busbahnhof bevor wir noch einen Fuß auf die Erde setzten, wurden wir deshalb bereits von dem Tourismusangeboten überhäuft. Tricycle-Fahrer stritten sich förmlich um ihre Fahrgäste, denen sie während der Fahrt in ihre gebuchte Unterkunft gerne noch eine Bootstour verkauften. Uns war von Anfang an klar, dass unser Aufenthalt in El Nido ein kurzes Vergnügen sein wird. Trotz der gemischten Gefühle konnten wir nicht widerstehen und unternahmen eine Bootstouren hinaus in die Weite. Erst auf diesem Ausflug wurde uns bewusst, wie sich dieser Ort mit dem Ansturm des Tourismus weiterhin verändern wird, wie Inselsituationen zertört werden und Korallen darunter leiden werden, nur um dem Ansturm an Passagieren gerecht werden zu können.
Unsere Hauptintention in El Nido lag in Wirklichkeit darin eine richtige mehrtägige Boots- Expedition hinauf nach nach Coron zu finden. Coron ist die drittgrößte Insel der Calamian- Inselgruppe welche sich aus insgesamt 128 Inseln zusammensetzt und Auftakt für uns sein soll einmal wirklich zu fühlen was es heißt auf dem Meer zu leben. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht genau auf was wir uns einließen, nur dass wir am nächsten Tag mit einer Crew von 5 Leuten und weiteren 3 Holländern auf einem Bangka-Boot für die nächsten 3 Tage in See stechen werden auf der Suche nach wirklich unberührten Inselwelten.
Ahoi… auf zum nächsten Abenteuer!
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