Am Weg zurück vom Norden durchquerten wir ein zweites Mal Auckland. Da passte es gerade gut in unsere Zeitplanung, dass wir unser gerade angekommenes Paket aus Österreich bei der Postfiliale abholten. Nun, da wir unser Camping Equipment endlich bei uns hatten, konnte es auf in Richtung Wildnis gehen. Top ausgerüstet für kalte und einsame bevorstehende Nächte und mehrtägige Wanderungen stand nun unserer Reise nichts mehr im Wege. Noch am selben Tag ging es weiter in Richtung Coromandel. Von dort wollten wir uns in der Mitte der Nordinsel entlang der Verwerfungslinie nach Süden bewegen bis zum Leuchtturm nach Cape Palliser. Wir wussten durch Recherchen schon im Vorhinein, dass unsere Erlebnisse in diesem Reiseabschnitt sehr verschieden sein werden und freuten uns darauf mehr von diesem Land entdecken zu können.
1 Karangahake Gorge Walk
Das Gefühl wenn man die Spitzhacke in den Boden stoßt oder mit Dynamit ein Loch aus der Steinwand sprengt um das Wertvollste zu finden an das man glaubt, ist wohl eines meist erzählten Gefühle überhaupt. Es machte sich Abenteuerlust in uns breit, als wir beschlossen der Spur der Goldgräber in Karangahake zu folgen. Es regnete in Strömen, wodurch Coris Rausch nach Gold bald wieder nach lies, doch Manuel entdeckte durch die unzähligen frei zugänglichen Goldgräbertunnels, sowie durch die erhaltenen Transportstrecken und teils erkennbaren Schmelzöfen erst so richtig seine Begeisterung. So liefen wir und liefen wir immer tiefer in die Schlucht hinein, mal im Dunkeln und mal im Freien. In einigen davon entdeckten wir auch die so seltenen Glühwürmchen. Sie zauberten uns ein Bild an die Decke als wären sie der wahrhaftige Sternenhimmel.
2 Hot Water Beach
Ausgestattet mit einer Schaufel unterm Arm machten wir uns auf den Weg. Der besagte Hot Water Beach ist ein Strand-abschnitt an dem es zu heißen Thermalwasser- Austritten kommt. Jeden Tag während der Ebbe wird dieser spezielle Ort aufgesucht um in seiner selbst gebauten Badewanne ein paar warme Stunden am Meer zu verbringen. Um die 170 °C heiße Gesteinsschichten befinden sich hier unter der Erdoberfläche. Es sind Überreste von vulkanischen Aktivitäten die einige Millionen Jahre zurück liegen.
Als wir dort ankamen konnten wir unseren Augen nicht trauen als unzählige Menschen schon dicht nebeneinander in den gegrabenen Sandmulden saßen und heißer Dampf um sie herum aufstieg. Wir fühlten uns im ersten Moment wie in Italien am klassischen Hausmeisterstrand. Als wir uns an die vielen Menschen gewöhnt hatten, konnten wir es uns nicht nehmen lassen und gruben uns unser eigenes Becken. Mit Zuflüssen und Abflüssen regulierten darin die Temperatur. So saßen wir dann darin und plauderten mit unseren Sandbecken- Nachbarn, während wir ständig unsere Mauern nachbesserten.
3 Hobbiton Drehort
Für uns stand dieser Ort schon vor Beginn der Reise nach Neuseeland auf unserer Must-Do Liste. Sowohl die „Herr der Ringe – Trilogie“, als auch die „Der Hobbit – Trilogie“ wurden auf diesem Filmset gedreht. Auch wenn man nicht unbedingt ein großer Herr der Ringe Fan ist, sollte man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen! Die 500 Hektor große hügelige Graslandschaft gehört schon seit einigen Generationen der Alexander Familie, welche hier ihre Schaf- und Rinderherden hin und her treiben. Als eines der meist besuchten touristischen Ziele in ganz Neuseeland, buchten wir die allererste Tour früh morgens um den Massen von Touristen größtmöglich ausweichen zu können. So konnten wir in vollkommener Ruhe und im Einklang mit der Natur innerhalb einer kleinen Gruppe ohne großen Andrang alles entdecken und ungestört fotografieren. Eine geführte Tour gab uns einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen und die Vögel sangen fröhlich vor sich hin während sich die Sonne immer wieder langsam und zaghafte zeigte. Wir liefen einen kleinen Pfad entlang, welcher uns nach kurzer Zeit in das Auenland (Hobbit Dorf) führte. Gärtner pflegen dieses Areal, bewirtschafteten die echten Felder und kultivieren zahlreiche Gemüsesorten. Es machte auf uns tatsächlich den Anschein als würden kleine Menschen hier leben.
4 Rotorua und Wai-O-Tapu
Schlagartig als wir in diesen Ort einfuhren, begannen wir einen fauligen Gestank wahrzunehmen und als wir so darüber nachdachten, woher das kommen könnte, blieben wir an einer roten Ampel stehen und sahen eine Rauchsäule nebenbei aufsteigen. Sie schien aus der Kanalisation zu stammen. Wir erfuhren, dass Rotorua noch immer eine hohe thermale Aktivität aufweist und ein starker Schwefelwasserstoffgeruch hier den ganzen Tag in der Luft liegt. Heiße Quellen entstehen plötzlich in der Gärten der Bewohner oder Geysire versprühen heißen Schlamm. Die meisten Häuser hier werden deswegen auch mit Erdwärme geheizt. Viele Bewohner haben ihre eigenen kleinen Thermalpools oder Spa- Bereiche im Garten stehen. Wir blieben hier über Nacht, schliefen in unserer Hummel am Seeufer und versuchten das Gefühl der Lebensqualität zu greifen. Etliche Thermalparks bieten gegen Eintrittsgeld faszinierende Naturwanderungen an, bei denen die Phänomene der Natur noch sichtbarer werden. Wai-O-Tapu etwas außerhalb des Stadtzentrums ist ein 18 km2 großes Geothermalgebiet. Hier treten unglaublich viele faszinierende Naturschauspiele aufeinander. Wir spazierten zwischen vulkanisch austretenden dichten Gaswolken hindurch um zu blubbernden Schlammteichen zu gelangen und warteten bis Geysire zeigten, wie hoch sie Schlamm in die Höhe speien können. Wir spazierten durch unberührte Wälder zu heißen Teichen und Tümpeln, wo unterschiedliche Mineralien Farbspiele auf der Oberfläche färbten oder badeten in heißen Quellen neben der Straße. So unvollendet und voller Energien fühlte es sich für uns an, als würde die Welt noch im Entstehen sein und der Mensch als kurzweilige Erscheinung gerade einmal den Moment eines Zustands mitbekommen, der viele Jahrtausende andauern wird.
5 Glenfalls Campsite
Wie so oft, merkten wir wieder einmal zur späten Stunde nach einem aufregenden Tag, dass wir uns schon langsam auf die Suche nach einen Schlafplatz machen sollten. Die Sonne stand schon sehr tief am Horizont und Manuel entdeckte auf unserer hilfreichen App einen Campingplatz der zwar etwas fernab vom Schuss, aber nur einige Kilometer entfernt war. Querfeldein steuerten wir den Campingplatz an, durchquerten traumhaft romantische Hügellandschaften auf denen Schafe noch gemütlich vor sich hingrasten und erreichten eine märchenhafte Landschaft, die auf uns wartete. Wir konnten unseren Augen nicht trauen als wir einen Platz direkt an einem Fluss erreichten. Umringt von grün-gelben Hügeln lag dieser Ort in vollkommener Stille. Wir beobachteten einige Einheimische beim Fliegenfischen und wagten uns kurz zur Abkühlung in den eiskalten Gebirgsfluss. Einige Zeit später öffneten wir unseren Kofferraum und kochten uns in unserer kleinen Küche ein frisches Abendessen. Mit einer traumhaft klaren Nacht verloren wir uns in den Sternen und versuchten neue Sternkonstellation zu erkennen. Bis spät in der Nacht saßen wir so bis wir beschlossen in unseren gemütlichen Bus in unsere warmen Schlafsäcke zu kriechen. Möge der Moment nie enden, die Glenfalls werden immer in unserer Erinnerung bleiben, als eines der Gefühle, die man in Neuseeland sucht.
6 Napier
Nachdem ein schweres Erdbeben im Jahre 1931 die Stadt vollkommen verwüstete, entschied die damalige Bevölkerung alles im gegenwärtigen Stil wieder aufzubauen. Niemand ahnte damals, dass dieser sogenannte Art Deco Stil die Stadt in eine nahezu perfekt erhaltene Inszenierung der 1930er Jahre führte. Dieser einzigartige Charme wurde sofort spürbar für uns, als wir durch die Gassen des Stadtzentrums schlenderten und die kleinen Shops besuchten. Wir fühlten uns wie in einer Zeitreise. Die dicht aneinander gereihten pastellfarbigen Häuser ließen uns das erste Mal spüren, dass Neuseeland so etwas wie ein kulturelles Merkmal entwickelt. Beeindruckende architektonische Details zieren die individuell gestalteten Fassaden, Fenster oder Türen der einzelnen Gebäude und hie und da entdeckten wir nette Anspielungen der Maori Kultur.
7 Seal Cape Palliser
Irgendwann erreichten wir mit unserer Hummel auch die südliche Küste. Voller Euphorie schwarze Sandstrände und dramatische Küstenlandschaften zu durchqueren ging es nun weiter nach Cape Palliser. Wir passierten kleine Aussteigerdörfer, in denen sich das Leben ruhig und einsam anfühlte. Dieser spezielle geografische Punkt hier ist auch Heimat der größten Seerobben- Kolonien der Nordinsel. Zum ersten Mal hatten wir die Möglichkeit Babyrobben stundenlang beim Spielen zu beobachten währenddessen ihre Eltern faul in der Sonne lagen. Sie kümmerten sich nicht um uns und wir wunderten uns darüber, wie leicht und ungehemmt sich ihre Art des Lebens anfühlte. Schlussendlich erreichten wir die steile Holztreppe zum Leuchtturm hinauf, die uns zur Aussichtsplattform des Leuchtturmes führte. Von dort hatten wir eine spektakuläre Aussicht auf das unruhige Meer und die wilde Landschaft um uns herum. Wir hatten die Nordinsel durchquert und in der Ferne sahen wir zum ersten Mal die Konturen der südlichen Insel Neuseelands.
8 Weta Cave Studios
In Wellington nahmen wir dann einige Tage später die Fähre zur anderen Insel. Zuvor blieben wir nicht lange in dieser Stadt, konnten es uns aber nicht nehmen lassen eine Führung in die Weta-Cave Studios zu machen. In den Studios bekamen wir einen guten Einblick wie von einer Skizze, über die Post- Produktion am Computer die Anfertigung von Rüstungen oder andere Teile von Filmrequisiten entstehen. Eine unglaubliche Sammlung von Teilen aus der Hobbit, der Herr der Ringe, District 9 oder Chroniken von Narnia sind dort ebenso ausgestellt. Mit der Herr der Ringe Trilogie wurden die Studios berühmt und heute sind sie wichtiger Bestandteil der meisten Hollywoodproduktionen weltweit. Unabhängig ob es um ein Kostüm, wie für Assasins Creed, eine Waffe, wie für Hellboy, oder eine digitale Landschaft, wie für Avatar, ging, sie meisterten jede Herausforderung und beschäftigen heute eine Unmenge an Mitarbeitern in etlichen Hallen. Für uns als Gestalter war es ein Traum zu sehen, welche kreative Möglichkeiten in der Filmindustrie ausgeübt werden, die von dem Zuseher im Kino gar nicht wirklich war genommen werden.
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