„ … und falls ihr während eurer Reise Weihnachten auf den Philippinen verbringen wollt, seid ihr bei uns herzlich willkommen.“
Diesen Satz hat Cori nicht vergessen, als sie Oliver, ihren Arbeitskollegen aus Wien, per Whats App schrieb: „Wir würden jetzt wirklich während der Weihnachts- und Neujahrszeit die Philippinen besuchen. Steht euer Angebot noch?“ Nur einige Tage später kam die Antwort: „Na klar, wann kommt ihr denn genau an? Ihr werdet von einem Fahrer der Familie am Flughafen abgeholt und könnt bei uns im Haus schlafen!“
Wow, das hört sich nach Luxus und einem kompletten Kontrastprogramm nach unseren Erfahrungen in Kambodscha und dem Hostelleben in Singapur an. Bald danach meldete sich auch schon Stefan, ein weiterer Arbeitskollege von Cori, mit der Meldung aus Bali: „Wir sehen uns in Cebu!“
Ein Zuhause in Cebu
Voller Vorfreude einige bekannte Gesichter wieder zu sehen, ging es auf die philippinische Insel, die inmitten der Region Visayas liegt. Spät nachts, erreichten wir den Flughafen in Cebu. Mit dem Auto ging es dann durch ein leuchtendes Lichtermeer von Weihnachtsdekorationen. In einer vorstadtähnlichen Gegend, welche uns an die Suburbs aus Amerika erinnerte, fuhren wir nach einem Security Stopp am Eingangstor auf das Grundstück der Familie. Hier durften wir in einem großen Haus ein Zimmer beziehen. Oliver war zu diesem Zeitpunkt mit seiner Frau Steph und seinen drei-jährigen Sohn Finn noch in Indonesien. Steph selbst kommt ursprünglich aus den Philippinen und ihr Vater wie auch ein großer Teil ihrer Familie lebt nach wie vor hier.
So wurden wir von ihrem Vater Cito gegen 12 Uhr mittags mit einem Klopfen an der Tür geweckt und als wir sie öffneten, rochen wir das bereits fertige Mittagessen. Die angestellte Köchin, die hier schon über 20 Jahre arbeitet, hatte bereits den Tisch gedeckt. Wir kamen mit Cito gleich in ein entspanntes Gespräch und erfuhren viele interessante Details über seine Familie, die philippinische Kultur und geschichtliche Einflüsse die dieses Land prägte. So erfuhren wir auch, dass über 7000 Inseln darauf warten von uns entdeckt zu werden. Auch heute noch werden neue Inseln registriert.
Mit seinem persönlichen Fahrer ging es dann nach dem Mittagessen durch ein langwieriges Verkehrschaos in Richtung Zentrum. Während Cito in seiner Firma nach dem Rechten sah, erkundeten wir die Umgebung. Wir besuchten die Basilica del Santo Niño, in welcher die berühmte Statue El Niño steht. Magellan der Seefahrer brachte diese Statue als Gastgeschenk auf seiner Weltumsegelung hierher. Mit dieser Figur wurde das Christentum auf den Philippinen eingeleitet. Heute steht das kleine Jesuskind hinter einer Glasvitrine. Wir beobachteten wir die Menschen die Glasscheibe putzten und küssten. Von Cito haben wir auch erzählt bekommen, dass Frauen hier öfters einen Art “Fruchtbarkeits- Tanz“ vor der Figur vorführen um den Segen zur Familiengründung zu bekommen. Es war das erste Mal seitdem wir unsere Reise begonnen haben, dass das Christentum wieder als vorrangige Religion galt.
Fieber in Siquijor
Nach einigen Tagen machten wir uns auf nach Siquijor Island. Voller Vorfreude dem Meer und den Stränden wieder näher zu sein bezogen wir nach langem Suchen eine für unsere Verhältnisse zu teure Unterkunft. Wir wurden bereits vorgewarnt, dass die Philippinen um einiges teurer sind als die meisten anderen Teile in Asien.
Schon am ersten Tag bemerkte Cori, dass sie etwas erschöpft ist und eine Verkühlung hatte. Mit getrübter Stimmung konnten wir die traumhaften Strände nicht entdecken und die Schwärmereien für diese Insel leider nicht teilen. Mit dem Moped erkundeten wir die Insel und traten in Kontakt mit den Einheimischen. Besonders offen und alles andere als zurückhaltend zeigte sich diese Kultur sofort. Zuzwinkernd, lachend und flirtend wurden wir in unterschiedliche Situationen verwickelt. Vor allem dann wenn wir beide unabhängig voneinander unterwegs waren. Jegliche Zuneigung wie Händchenhalten und Küssen ist kein Problem in der Öffentlichkeit, in Gegensatz zu vielen bereits bereisten Ländern Asiens ein No-Go.
Cori fühlte sich nach einigen Tagen leider immer noch nicht besser und bekam hohes Fieber, weswegen wir ins Provinzkrankenhaus der Insel fuhren. Dort erhielten wir die Vermutung auf Dengue Fieber und wurden von den Ärzten nach einer unruhigen Nacht am nächsten Tag zurück nach Cebu City überstellt.
Manuel kann bis heute nicht wirklich über die nächsten Stunden lachen, die wir danach erlebten. Mit dem Infusionsbeutel in der Hand ging es auf die Fähre, wo wir schwankend den Beutel auf einen Haken hängten und versuchten halbwegs zurecht zu kommen. Angekommen am Hafen ging es mit dem Tricycle zum zweiten Hafen zu einer weiteren Fähre. Einheimische erkundigten sich nach Coris Wohlbefinden und waren stets hilfsbereit. Leider war die Reise noch nicht ganz vorbei und so bestiegen wir anschließend den klimatisierten, viel zu kalten fünf-stündigen Bus, um schlussendlich von der Familie von Steph in Cebu am chaotischen Busbahnhof abgeholt zu werden. Schlussendlich liebevoll empfangen fuhren wir ins nächste Krankenhaus, wo ein Freund von Cito als Arzt arbeitet. Cori ist manchmal stärker als sie denkt, den erst als wir im Krankenhaus ankamen, spürte sie wieder wie sie an Kraft verlor. So verbrachten wir die nächsten zwei Tage und Nächte im Krankenhaus. Leider kein besonders schöner Start um ein neues Land zu erkunden. Nach unglaublich vielen Tests wurde schlussendlich kein Dengue Fieber diagnostiziert, glücklicherweise war es nur eine virale Infektion. Überglücklich konnten wir daher die bevorstehenden Weihnachten mit unseren Freunden feiern.
Unser größtes Weihnachtsgeschenk waren die zwei riesigen Käseplatten, die wir auf dem Küchentisch entdeckten. Wie wir guten Käse in Verbindung mit Trauben und Nüsse aus Europe vermisst haben! Was für ein Gaumenschmauß! Wie in Österreich werden hier die gleichen Sitten gelebt. Es wurde gegessen, getrunken und es wurden Geschenke vor dem Weihnachtsbaum aufgemacht. Vor allem der kleine Finn durfte Unmengen an Geschenken auspacken. Die einzig spürbaren Unterschiede waren, dass anstelle der Heizung die Ventilatoren liefen, um die Hitze zu überstehen und wir statt dicken Wollsocken Flip- Flops trugen.
Als Familie in Bohol
Gemeinsam ging es dann auf eine viertägige Inseltour mit Oliver, seinem Sohn Finn, seiner Mutter und Stefan nach Bohol. Mit dem Auto erkundeten wir wie eine Großfamilie die Umgebung und ließen uns die philippinische Küche erklären. Anfangs war es etwas schwer sich auf so viele unterschiedliche Bedürfnisse einzustellen. Auch mit Kindern zu reisen stellte sich als langsamer aber dafür als besonders abwechslungsreich und herzerwärmend heraus. So wurden wir wieder einmal auf den gemeinsamen Boden des Lebens zurückgeholt.
„Was uns im Nachhinein als wichtig erscheint, um unseren Fokus, den Weitblick und das Leben in Koexistenz mit anderen nicht außer Augen zu verlieren.“
Wir haben Reisende getroffen, die schon lange alleine unterwegs sind und nur mehr als Freigeister existieren wollen, jedoch haben sie vieles was uns als wichtig erscheint verloren. Bei vielen von ihnen haben sich die Gefühle von Gemeinschaft, Nachsicht und Einsicht schon stark verlagert.
Zurück zu der eigentlichen Reisegeschichte. Die bekannten Chocolate Hills in Bohol, wie die weißen Strände in Tagbilaran gaben uns einen ersten Vorgeschmack wie facettenreich dieses Land noch werden wird. Im verschlafenen Ort Anda an der nordwestlichen Küste von Bohol konnten wir am menschenleeren Strand Energie für den bevorstehenden Jahreswechsel tanken.
So ging es dann auch bald wieder zurück nach Cebu um gemeinsam mit der restlichen Familie von Steph Silvester zu feiern. Die unglaublich offene Gastfreundschaft und der starke familiäre Zusammenhalt beeindruckten uns. Umso schöner war es mit solch einer großen Familie, die wir kaum kannten, ausgelassen zu feiern. Wir mussten uns zur Abwechslung mal um nichts kümmern, alles wurde super organisiert. So durften wir bei unglaublich leckerem Buffet und Live Musik im White Sand Strand Resort in Mactan den Abend starten. Von Stephs Schwester Isa erfuhren wir schon Tage zu vor, dass die Philippinos es lieben zu feiern und zu Neujahr die Stadt exploriert lassen. Gegen Mitternacht nahmen wir auf der Dachterrasse Platz um bei ein paar Cocktails mit inländischen Rum, dass Schauspiel überblicken zu können. Ohne Walzer aber mit lauten Dröhten wurde das neue Jahr eingeleitet. Mit Blick auf die Stadt konnten wir unzählige Feuerwerke bestaunen. Was für ein unglaubliches Jahr liegt hinter uns!
Ob wir einen Wunsch fürs neue Jahr haben? In Gedanken versunken wurde uns bewusst, dass die unzähligen Abendteuer noch nicht vorbei sind und wir unglaublich glücklich und neugierig sind, was das neue Jahr für uns bereithält.
Leave a reply