Indien ist ein Land von dem uns unzählige Geschichten erzählt wurden.
Schon bevor wir nach Indien reisten, lauschten wir Reisenden bei ihren unterschiedlichsten Eindrücken und notierten uns eine Reihe von faszinierenden Orten, die wir entdecken wollten. So hat uns Axel, ein Marktverkäufer aus Frankreich an unserem letzten Abend in Kathmandu bei einem Gläschen Kurkuri Rum noch schmunzelnd mitgegeben:
You are going to love india or you will hate it!
Viele Sitten waren uns schon aus Nepal vertraut, jedoch umso mehr erwarteten uns nun neue alltägliche Herausforderungen. Wir wollen jedem, der die Zeit hat und das erste Mal nach Indien reist, als Rat mit auf den Weg geben, in Nepal zu beginnen! Die ähnliche Kultur ist ein angenehmer Einstieg und zudem eine gute Vorbereitung auf Indien.
Mit unzähligen Gedanken im Kopf machten wir uns am Tag danach per Bus auf den Weg. Von jeder Seite wurden wir im Vorhinein gewarnt, dass wir eine Strecke mit dem Zug nicht in der Economy Class zurücklegen sollen! Es wird hingegen vielmehr empfohlen, einen kleinen Aufpreis zu zahlen und einen Schlafwagon zu buchen. Da jedoch im Grenzort Raxaul aufgrund des Holifestivals kein Bankomat funktionierte, erwarben wir mit unserem letzten Geld in der Tasche gerade noch die günstigsten Zug-Tickets. Nach zwölf Stunden Busfahrt und zwei Stunden Wartezeit an der Grenze, stiegen wir schlussendlich in den bereits vollen Zug. Zusammengedrängt wie in einer Konservendose bei unmenschlicher Hitze saßen wir nun weitere sechs Stunden im Zug.
Wie in einem Trancezustand ruckelten wir so dahin. Menschen stiegen während der Fahrt zu, andere schliefen oberhalb auf der Gepäckablage. Schreiende Inder bewarben Chai-Tee, geröstete Kichererbsen und andere Snacks. Viele Blicke waren während der gesamten Fahrt über auf uns gerichtet und als wir uns einander ansahen merkten wir, dass es in unserer Vorstellung wohl keinen authentischeren und intensiveren Start in ein neues Land geben kann als Diesen.
Übermüdet erreichten wir frühmorgens vor Sonnenaufgang unser Ziel Varanasi. Die Stadt ist bekannt für ihre öffentlichen Feuerbestattungen am heiligen Fluss Ganges. Täglich werden hier massenhaft Rituale abgehalten und dahingeschiedene Menschen dem Geist des Wassers übergeben. Verloren in den Gassen der Altstadt und Chai drinkend auf den Stufen der Ghats, verbrachten wir unsere ersten Stunden. Zwischen unzähligen Verbrennungen von Menschen, trauernden Familien und im heiligen Fluss badenden Pilgerer, versuchten wir die Stadt von Tag zu Tag besser zu begreifen. Um diese Gefühle beschreiben zu können, muss man hier selbst gewesen sein. Varanasi ist der Innbegriff für authentische Spiritualität! Nach vier Tagen Aufenthalt im religösen Chaos Indiens drängte es uns jedoch wieder nach Veränderung und wir reisten weiter nach Agra, der wichtigsten Stadt des ehemaligen moghulischen Reiches, diesmal aber gut vorausgeplant im Schlafwagon.
Angekommen in der Stadt des Taj Mahal haben wir schnell bemerkt, dass es bis auf unglaublich starke Monumente nicht viel Lebensqualität für uns gibt. Die unglaubliche Wirkung, die die faszinierenden Geometrie und unglaublichen Reinheit des Taj Mahals auf uns hatte, lies uns doch zwei Tage hier verweilen, bis der Gestank offen liegender Kanalisation und drückende Hitze uns zur Weiterreise bewegten. Mit der Hoffnung nach mehr Ruhe und Gespür für Natur stiegen wir in unseren ersten Nachtbus in die heilige Stadt Rishikesh im Norden Delhis.
VARANASI – AGRA
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