„Some people feeling the rain, others just getting wet.“
Hanois öffentliches Treiben
Vietnams nördliche Andockstelle zur internationalen Welt ist die chaotische und zugleich von Natur verwachsene Stadt Hanoi. Dort tief inmitten des alten Zentrums, wo die Straßen eng sind und die Häuserstile völlig vermischt, tummelt sich das Leben und darum ließen wir uns dort auch nieder. Kleine bunte Läden entlang der Straße, gut riechende Cafés und kleine Pho– Suppen Stände zieren das Straßenbild. Zwischendurch fängt es plötzlich in Strömen an zu regnen und wir flüchten in eines der zahlreichen Angebote. Meist nimmt man hier auf zu kleinen Tischen und winzigen Plastikhockern Platz, welche uns an unsere Kindheit erinnern. So vergehen die regnerischen Stunden mit vietnamesischem Egg- oder Coconut- Coffee und warmen Sandwiches die mit frischen französischen Baguettes zubereitet werden.
Sobald der Regen dann nachließ schlenderten wir weiter zum See, wo wir von der Ferne schon aktive Vietnamesen bei ihren sportlichen Aktivitäten beobachteten. Entlang des Ufers sitzen dort junge begeisterte Pokémon Go Fans und spielen ausgestattet mit externen Batterien was das Zeug hält. Sie erzählten uns, dass dieser Ort hier einer der besten in Vietnam ist um Pokémons zu fangen, was dazu führt das Menschen von überall her kommen, um hier zu spielen. Rundherum wehen gelbe Sterne sowie Hammer und Sichel abgebildet auf roten Fahnen im Wind. Der kommunistische Einfluss im Norden Vietnams ist kaum zu übersehen. Im alten Zentrum der Stadt kann man sogar Kopien alter Propaganda Plakate erwerben oder auch klassische Militärkleidung und Helme die an den Vietnamkrieg erinnern sollen.
Durch den Verkehr von Vietnam
Am zweiten Tag machten wir uns auf nach Nin Binh, um dort die Tam- Coc Höhlen und damit verbundene Landschaft zu besuchen. Weil dieses traumhafte Naturschauspiel von Hanoi 80km entfernt ist, statteten wir uns mit einem Motorrad aus und wagten uns durch das Verkehrschaos Vietnams. Noch bevor wir starten lernten wir dazu schon eine der wichtigsten Regeln:
„Falls die Polizei dich auffordert anzuhalten… Nicht stehenbleiben einfach so schnell wie möglich weiter fahren!“
Korruption steht wie in den meisten Ländern Asiens auf dem Tagesprogramm. Hält man mit dem Motorrad an, kann es passieren, dass einem ohne Grund viel Geld aus der Tasche gezogen wird. Das Motorrad hat auch die Eigenschaft dem Strassengeschehen viel näher zu sein. Manchmal ist es jedoch auch zu nahe, wenn uns wieder einmal ein Bus fast streift und wir hupend anfangen den Fahrer zu schimpfen. Heute würden wir Vietnam auch das Land der verrückten Motorradfahrer nennen. Es wird dort auch einfach alles auf den Rollern transportiert. Ob es ein Baby ist, welches mit einem Seil um den Bauch gebunden wird damit es ohne Probleme am Rücken schlafen kann oder Männer die 6 Meter lange Alu-profile haltend von A nach B bringen, spielt keine Rolle. Was für uns undenkbar scheint, wie ganze Kühlschränke, gestapelte Hühnerkäfige oder Fahrräder darauf zu transportieren, gehört in Vietnam zum täglich Leben einfach dazu.
Auf dem Boot in Ninh Binh
Nach drei Stunden Fahrt mit schweiß trocknenden Staub im Gesicht und schmerzenden Hintern erreichten wir schlussendlich unser Ziel. Dort erwartete uns ein kleines Holzboot und im nächsten Moment begann sich die Umgebung langsamer und in voller Stille zu verändern. Die Hektik der Straße mit lauten Verkehrsgeräuschen wurde mit einem Schlag durch das beruhigende Geräusch des plätschernden Wassers und der singenden Vögel getauscht. Paddelnd genossen wir die mystische Wirkung der Natur, ließen uns treiben um ab und zu auszusteigen und beeindruckende Tempelanlagen zu besuchen. Der Weg am Wasser dorthin führte uns oft durch Höhlen, in denen wir uns oft flach auf den Boden des Bootes legen mussten, um den Stalaktiten der Höhle nicht zu nahe zu kommen. Wie ein verzauberter heiliger Ort wird uns Ninh Binh aufgrund seiner besonderen Naturphänomene in Erinnerung bleiben.
Am Rückweg spürten wir auf halber Strecke die ersten Regentropfen und im selben Augenblick merkten wir wie alle Mopeds mitten auf der Straße anhielten um sich ihre bunten Einweg- Regenponchos überzuwerfen. Sehr oft werden wir durch sie an unsere Festivalzeit in Österreich erinnert. Oft verstecken sich der Beifahrer oder auch ganze Familien unter dem gleichen Regenschutz. Wir gewöhnten uns schnell an die nassen Hände und Füße und fuhren konzentriert dahin bis wir letztendlich unglaublich froh die ersten Lichter der Stadt zu sehen bekamen. Zum Essen ging es dann zum Restaurant Mum. Der Sohn der Besitzerin hat längere Zeit in New York gelebt und ist nun zurück in Vietnam um seiner Mutter auszuhelfen und den Betrieb auf Vordermann zu bringen. Ein kleines unscheinbares Restaurant welches sich für uns als kulinarisches Schmankerl herausstellte.
Die Reisberge von Sa Pa
Einen Tag später kamen wir schon im Hochland Vietnams an. Die Busfahrt war angenehm. Wir trauten unseren Augen nicht, als wir den klimatisierten und sauberen Bus betraten. Statt normaler Sitze gab es in drei Reihen neben einander liegende Stockbetten und es wurden Decken und Polster zur Verfügung gestellt. In Sa Pa wurden wir vom Bus von schwarz gekleideten Frauen der umliegenden Hmong- Bergstämmen abgeholt und auf unserem Weg ins Dorf begleitet. Auf charmante Art und Weise versuchten sie uns auf ihre Seite zu ziehen und uns eine gemeinsame Wanderung anzubieten.
Mama Chu war uns besonders sympathisch. Wir lernten sie nur zufällig kennen während wir später im Dorf herumspazierten und die Gegend erkundeten. So beschlossen wir mit ihr am nächsten Morgen gemeinsam mit unseren deutschen Freunden aus Deutschland los zu gehen und die Berge zu erkunden. So wanderten wir über Stock und Stein, stiegen bald auf höhere Ebenen hinauf und ließen die Marktstadt hinter uns. Mit einem hübschen Lächeln erzählte Mama Chu uns am Weg immer wieder in ihrem gebrochenen Englisch Geschichten über ihre Familie. Sie bastelte uns aus Grashalmen Figuren und erklärte uns was für ein tolles Paar wir doch sind! Oft kommt es in solchen Momenten vor, dass Einheimische auf unserer Reise nicht verstehen warum wir nicht verheiratet sind und auch neugierig sind warum wir noch keine Kinder haben. Sie verstehen es meist noch weniger wenn wir ihnen dann erklären, dass wir doch noch genug Zeit haben.
Die Landschaft strahlte in einem unglaublich intensiven Farbspiel, welches nur in der Regenzeit so stark zum Vorschein kommen kann. Vor allem die Reisfelder bringen mit ihrem hellen saftigen grünen Farbton wunderschöne Formen zum Vorschein. Auf Aussichtspunkten genossen wir die gefühlte Weite der Hügellandschaften und die bis zum Horizont reichenden sonderbaren Reisterrassen.
Wir hatten Glück mit dem Wetter und durften mit der Sonne spazieren. Als wir schon komplett verschwitzt und etwas müde einen Wasserfall erreichten, ergriffen wir alle die Chance und nahmen eine kühle, er frischende Dusche. Was gibt es besseres nach solch einem Tag! Mama Chu erklärte uns, es sei nicht mehr weit zu ihrem Zuhause, wo wir übernachten werden. Wir folgten ihr an einem kleinen Pfad entlang zwischen Reisfeldern, Bächen und Bambusstauden. Die Sonne stand schon tief und ließ für uns die im Wind wehenden Reishalme goldgelb schimmern. Langsam wurde die Natur und dessen Bewohner stärker hörbarer und uns wurde klar, dass der Tag langsam zu Ende ging. Nur kurz danach saßen wir schon in ihrem kleinen traditionell gebauten Holzhaus und schauten, was es um uns herum alles zu entdecken gab. Die Kinder von Chu spielten bereits neben uns am Lehmboden, gestapelte Reissäcke als Absicherung für schlechte Zeiten zierten den offenen Dachboden und einfache Löcher im Lehmboden stellten die Feuerstelle dar. Dazwischen stellten einfach gebaute Betten mit Mosquitonetzen umrundet die Schlafunterkünfte seiner Bewohner dar. Die Unterkunft war sehr bescheiden. Die Dusche aus dem Kübel kannten wir schon von Indien zuvor und am Bach hinter dem Haus putzten wir uns die Zähne und wuschen uns das Gesicht. Als Manuel die Kamera am Boden legte, um das offene Feuer zu filmen, hatte er sofort die Aufmerksamkeit der Kids auf sich gezogen. Gemeinsam begannen sie zu entdecken, wie es ist, sich selbst auf einem Display zu sehen. Bei frisch gekochtem Essen und „Happy Water“, so wie sie ihren selbstgebrannten Schnaps gerne bezeichnen, ließen wir den Tag ausklingen, bevor es am nächsten Tag zurück nach Sa Pa ging.
Voller Vorfreude ging es am nächsten Tag auch noch weiter nach Hanoi, wo wir auf Coris Bruder Dominik warteten. Der erste Besuch von einem vertrauten Gesicht seit dem wir unterwegs sind. Die zwei verrückten Geschwister waren wieder für ein paar Tage vereint! Es tut gut zu hören, dass wir uns nach doch so vielen Monaten nicht wirklich verändert haben und noch immer genauso komisch sind wie vor unserer Reise. Danke Dominik für deine Ehrlichkeit und für die lustigen gemeinsamen Tage!
Zu Dritt machten wir uns dann auf ans Meer zu den Cat-Ba Island.
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sehr schöne Bilder 😀