Wenn wir uns versuchten die Fidschis vorzustellen waren unsere Bilder immer ziemlich klar. Die süd-pazifischen Inseln bestehen ausschließlich aus weißen Sandstränden mit türkis- blauem Wasser. Mit einem Sprung von dem im Wasser stehenden Bungalow kannst du in die bunte Unterwasserwelt abtauchen. Alles andere, wie die Kultur, rückt dabei in den Hintergrund.
Von Suva nach Vanu Levu
Drei Stunden waren wir mittlerweile unterwegs im Bus nach Suva, der Hauptstadt der Fidschi Inseln. Vieles erscheint anders als erwartet, seit wir in Nadi mit dem Flugzeug angekommen sind und am darauffolgenden Tag gleich weitergereist sind. Die bilderbuchhaften Strände bleiben aus. Stattdessen erkennen wir eine enorme kulturelle Vielfalt. Die meisten Menschen sind überaus freundlich, zuvorkommend und sprechen ausgezeichnetes Englisch. Sie lieben es aber auch dir ihre eigene Sprache näher zubringen. Ihre traditionellen Werte scheinen ihnen sehr viel zu bedeuten.
Wir haben nicht wirklich geplant, wohin es die nächste Zeit gehen soll. Trotzdem wussten wir, dass wir diese nicht in einem 5 Sterne Resort verbringen wollen und auch von Backpacker- Unterkünften, die Nächte lang Partys feiern, wollten wir uns fern halten. Ein paar Tauchgänge und abgelegene Orte waren hingegen eher nach unserem Geschmack. Ganz sicher waren wir uns also noch nicht welche Inseln wir ansteuern sollten, als wir die Fährstation erreichten, informierten wir uns über die nächsten Überfahrten auf unterschiedliche Inseln in den nächsten Tagen. Vollkommen entspannt meinte die Frau am Schalter in 1 Stunden geht die nächste Fähre nach Vanua Levu! Erst später erfuhren wir, dass sie nur dreimal pro Woche ablegt.
Das Aussteigernest Savu Savu
Wir rollten unsere Yogamatten am Teppichboden aus und richteten uns einen gemütlichen Schlafplatz ein. Mit Verspätung liefen wir vom Hafen aus und verließen Suva. Die Nacht war schon angebrochen und von der Ferne beobachteten wir an Deck noch die Lichter und das Getümmel der Hauptstadt. Es war nach Nadi, wo wir mit dem Flugzeug landeten, schon der zweite Ort nacheinander, den wir nur als Zwischenstopp zur Weiterfahrt nutzten. Manchmal können Transferzeiten bis zum endgültigen Ziel echt lange dauern! Erleichtert stellten wir fest, dass die Fahrt nicht halb so rau war wie befürchtet.
Als wir das erste Mal die Augen öffneten, erblickten wir durch die Bullaugen die Insel Vanua Levu. An einer leichten Hanglage darauf versammelten sich kleine Häuser um einen Hafen herum mit vielen unterschiedlichen Segelbooten. Dazwischen lief entlang einer palmenbewachsenen Küstenlinie eine Straße bis zu der Fährstation, wo wir schließlich andockten. Schon jetzt versprühte der Hafenort Savu Savu einen Charme, der uns in seinen Bann zog. Freundliche Gespräche kamen dort schnell zustande und bald lernten wir schon den ersten Aussteiger, aus Österreich, kennen. Er erklärte uns viele traditionelle Regeln, wie das Keri Keri Prinzip, wonach die Einheimischen hier alles teilen.
„Was Mein ist, ist auch Dein und umgekehrt!“
Jeder lebt hier sehr stark durch den Zusammenhalt der Familie und den damit verbundenen Ritualen. Wir erfuhren durch ihn, dass sich in Savu Savu viele Aussteiger aus der ganzen Welt niedergelassen haben und der Ort das ganze Jahr über hauptsächlich von privaten Segelbooten angesteuert wird, die den Pazifik erkunden. Auf diese Segler trifft man hauptsächlich in der Marine, wo die Anlegestellen der Boote verwaltet werden. Sie ist erste Instanz, für alle die in den Hafen einlaufen und gleichzeitig ein angenehmes kleines Bistro mit Meerblick. Bei Fish & Chips trafen wir dort auf einen 60 jährigen Deutschen, der schon seit vier Jahren im pazifischen Raum mit seinem Segelboot unterwegs ist. Völlig gespannt lauschten wir seinen Geschichten über fremde einsame Inseln, die zu klein und unwichtig sind um auf Karten verzeichnet zu sein. Er erzählte wie dort das Prinzip des Tauschhandels beim Kontakt mit Ureinwohnern ihm oft weiterhalf und welche Phänomene auf einen zukommen, wenn man sieben bis zehn Tage von Neuseeland nach Fidschi unterwegs ist. Die Stille Weite des Pazifiks wurde für uns langsam spürbar. Neben derartigen Gesprächen entdeckten wir bei Spaziergängen am Strand oft Hunderte von Seesternen, Korallen und einen unglaublichen Artenreichtum an Fischen.
Leider wurde uns nach ein paar Tagen das Wetter zum Verhängnis und mehr noch die Ängste der hier Lebenden. Es wurde schon seit längerem ein Zyklon vorhergesagt, bei dem nicht sicher war wie stark er ist und ob er die Fidschi kreuzt. Erst 2016 hat ein Zyklon namens Winston der Kategorie 5 die Fidschis zu großem Teilen verwüstet und die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. So untersagte die Marina jegliche Bootsausflüge für die nächsten Tage und unsere geplanten Tauchgänge fielen ins Wasser.
Taveuni – ein verstecktes Paradies
Uns genügte es aber nicht und so machten wir uns auf nach Taveuni, der Garteninsel der Fidschi. Jeder dieser Schritte führte uns weiter weg von unserem Abflugs Ort und mussten wir deshalb schlussendlich auch wieder retour reisen. Menschenleere Strandabschnitte umringt von Palmen und Dschungelvegetationen und raue Klippen aus Vulkangestein, an denen die Wellen kraftvoll entgegen krachten, wechselten mit Fahrten durch tiefe Regenwälder, die voll von Papaya- , Bananenbäumen und Blumenwiesenlandschaften aus Hibiskus waren. Mit der anschließenden Bootsfahrt nach Taveuni fühlten wir uns wie auf einer Reise zum Ende der Welt. Vorbei an unbewohnten Inseln und tropischen Lagunen steuerten wir auf die Insel am Horizont zu, wo unser Schiff schließlich in einer verlassenen koreanischen Werft einlief.
In der nahen einzigen Stadt der Insel Somosomo besorgten wir uns schnell noch reihenweise Früchte. Während Cori darauf wartete den Bus abzufangen, lief Manuel wie im Marathon die Straßenstände ab und versuchte die besten Angebote für Orangen, Papayas, Ananas und Bananen, aber auch Avocados und allerlei Gemüse zu finden. Alles wächst hier in der Nachbarschaft und kostet so gut wie nichts. Danach ging es ins Dorf Maravu in die Taveuni Lodge, wo wir uns in einem Mehrbettbungalow zwei Plätze reserviert hatten. Der Ort war früher ein fünf Sterne Resort, doch ein neuer Besitzer entschied sich alles für Rucksacktouristen auszulegen. Als wir ankamen, wurden wir schon von Weitem von George mit „Willkommen im Garten Eden“ begrüßt und bis zum Empfang begleitet. Weiters meinte er dann stolz „hier gilt die Fiji Time, alles hat Zeit und wir brauchen uns keinen Stress machen.“ Um uns herum blühte Hibiskus, Frangipani und vieles andere, was wir noch nie zuvor gesehen hatten. Kokosnusspalmen spendeten Schatten und zwischendurch befand sich die eine oder andere Bure, wie die Bungalows hier genannt werden, für Gäste. Am hauseigenen Strand konnten wir tagsüber zwischen Korallen schnorcheln und abends saßen wir mit den Einheimischen zur Kava Zeremonie zusammen. Dabei saßen wir mit verschränkten Beinen rund um eine große hölzerne Schüssel und tranken aus Kokosnuss Schalen das Kavagetränk, welches aus den Wurzeln der pfefferartigen Pflanze Yagona hergestellt wird und narkotisierend wird. Da es als heiligstes Ritual gilt und mehr und mehr davon benötigt wird auf den Fidschis, kostet das Kilo oft schon umgerechnete 50 Euro.
Inselausflüge und Rifftauchen
In den nächsten Tagen bekamen wir das erste Mal so richtig das Gefühl im Urlaub zu sein. Wir besuchten das Rainbow Riff und beide Male wurden uns die Augen geöffnet wie unbeschreiblich schön, die Welt unter Wasser sein kann. Unter Wasser ist plötzlich alles still. Du hörst nichts als deinen Atem. Oberhalb entfernt sich langsam die Wasseroberfläche und während du im Blickkontakt mit deinem Buddy tiefer gehst beginnt sich um dich herum eine völlig neue Welt der Farben und Formen aufzubauen. Kaum hast du dich darauf eingelassen, ist eine dreiviertel Stunde um und du musst wieder nach oben. Was uns davon blieb ist die Erinnerung und die Feststellung, dass auf der anderen Seite eine mindestens genauso vielfältige Welt wartet entdeckt zu werden wie hier.
Am nächsten Tag ging für uns der Weg wieder zurück nach Savu Savu. Jetzt wo die Wettervorhersage stimmte, konnten wir es uns dort nicht nehmen lassen nochmals tauchen zu gehen. Colin der Tauchlehrer meinte die Wellen seien hart, doch es wäre unsere Entscheidung, er wäre schön abgehärtet. Auf der Suche nach unserem ersten Tauchspot erlebten wir so den bisher schlimmsten Seegang unseres Lebens. Der Wellengang war so enorm, dass wir es in Mark und Bein spürten. Schlussendlich musste sich die halbe Crew übergeben und als wir mitten am offenen Meer ankamen war niemanden mehr zum Tauchen zumute.
Unser Plan war es eine ganze Horde Hammerhaie zu finden, die hier auf Tunfischjagd gehen. Gerade noch konnten wir uns überwinden und als wir uns ins Wasser fallen ließen, war plötzlich alles wieder ruhig. Ein paar Sekunden später tauchten wir schon voller Begeisterung ab in die Tiefe der Meere. Um ums herum sahen wir nach kurzer Zeit nur mehr blau. Zwischen Tausenden von Fischen, einem großen Schwarm Barrakudas, zwei Schwärmen Tunfischen und mehreren Riffhaien tauchten wir weiter ab bis auf 32 Meter Tiefe, doch die Hammerhaie blieben an diesem Tag leider aus. So ist das Meer. Darin zu Tauchen hat auch immer mit einer ordentlichen Portion Glück zu tun.
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