So machten wir uns wieder auf die Reise und verließen im Bus mit einer ordentlichen Portion Wehmut die Hauptstadt in nördlicher Richtung. Dort planten wir mit einer Fähre auf die Insel Bantayan überzusetzen. Man erzählte uns, dass ein verborgenes Paradies dort auf uns warten würde. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Cebu hinter uns lag. Die Zeit lief an uns vorüber und wir tuckerten immer noch im Stau der Großstadt dahin. So voll versunken in Gedanken an die gerade erlebte Zeit mit Freunden und deren Verwandten bemerkten wir deshalb nicht, dass es inzwischen Abend wurde. Als wir ankamen staunten wir nicht schlecht, als die nächste planmäßige Abfahrt erst am nächsten Morgen um 2.00 Uhr früh angesetzt war. Völlig verwirrt liefen wir kreuz und quer und versuchten eine Lösung zu finden. Neben dreimal zu teuren Budgethotels für die Nacht und einem charterbaren Bangka-Boot für das 20-fache des normalen Fahrpreises entschieden wir uns dazu einfach abzuwarten. Es soll schlimmeres geben, als eine Nacht im Hafen zu übernachten. Zwei Fernseher spielten in der aus Restmaterialien gebauten Wartehalle schlechte einheimische Filme und die halbe Ortschaft versammelte sich um sie herum zur Gestaltung ihres Abendprogramms. Zu essen gab es längst nichts mehr. Stattdessen gaben wir uns mit Instantkaffee zufrieden, ketteten uns an unsere Rucksäcke und warteten bis wir irgendwann auf den Bänken einschliefen.
Die Überfahrt
Dass es früh wurde merkten wir ziemlich schnell, als die verbliebenen Leute anfingen hektisch hin und her zu gehen. Kurz danach saßen wir dann auch schon in der Fähre zur Küstenstadt Santa Fe am südlichen Ende der Bantayan Insel. Dort angekommen herrschte immer noch völlige Dunkelheit, was unsere Anreise ins gebuchte Hotel erheblich erschwerte. Letztendlich fanden wir dort ein Tricycle, das uns nach einem tiefen Seufzer dorthin bringen wollte. Nach ein paar Minuten Fahrt wurde uns auch klar woher dieser kam. Die Straße endete und wir fuhren auf einem der schlechtesten präparierten Wege, die man sich vorstellen kann. Auf und ab ging es so die nächste gefühlte Stunde hinaus ins Nirgendwo mitten in der Dunkelheit. Wir verloren jede Orientierung und Hoffnung auf guten Schlaf.
Plötzlich tauchte das Schild Ecolodge Resort vor uns auf. Es war noch niemand wach, doch mit uns änderte sich das und wir bekamen unseren supergünstig gebuchten Bungalow mit Strandblick. Völlig erschöpft fielen wir ins Bett und unser letzter Gedanke galt nur noch der Frage, wo wir hier nun gelandet sind und ob es das jetzt wirklich alles wert sei.
Virgin Island
Als die Strahlen der Sonne uns aufweckten, war der Tag schon längst angebrochen. Am Weg zum Frühstückstisch freuten wir uns über das tolle Wetter und bemerkten zum ersten Mal, welch spezielle Atmosphäre dieser Ort ausstrahlte. Das Areal war riesig, trotzdem schien aber niemand hier zu sein. Viele der Hütten waren nicht bewohnbar, beim viel zu groß geratenen Pool fehlten mittlerweile die Fliesen und das sprühende Leben der Grünflächen hatte seine beste Zeit hinter sich gelassen. Wir entdeckten eine kleine verfallene Kapelle am Strand, ein Spa mit eingestürztem Dach und einen Zoo, indem hinter rostigen Gitterstäben noch überall Tiere lebten. Als wäre der Ort plötzlich vom Dornröschenschlaf erfasst worden fühlte es sich für uns an. Beim Frühstück erzählten uns die Angestellten, dass ein Taifun ein paar Jahre zuvor furchtbare Schäden angerichtet hat und seitdem das Geschäft ausbleibt, wodurch das nötige Investment zum Wiederaufbau fehlt.
Wir mochten es hier irgendwie trotzdem sehr und fühlten uns wie an einem vergessenen Ort. Am offenen Meer erspähten wir in der Ferne eine Insel, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. So entschieden wir den Strand entlang zu schlendern und den nächstbesten Fischer anzusprechen ob er uns nicht dorthin bringen möchte. Es dauerte nicht lange und wir waren im Gespräch mit einem netten alten Pärchen. Gemeinsam setzen wir das Bangka-Boot ins seichte Wasser und los ging es vorbei an den ausgelegten Netzen mit Volldampf in Richtung Virgin Island. Schon vom Wasser aus schien der Name sehr gut zur Insel zu passen und als wir den ersten Fuß in den feinen weißen Sandstrand setzten begann Cori zu strahlen. Umrundet von Kokosnusspalmen und Hängematten lag in der Mitte auch ein nettes Restaurant. Voll von Euphorie und Entdeckerwahn ging Manuel auf Erkundung und fand nicht weit entfernt ein Tor zu einem kleinen Pfad, der die Küste entlang lief. „Sei bereit für das Unerwartbare“ stand auf einem Schild davor. Da packte ihm die Neugierde und er marschierte los. Vorbei an Kalksteinformationen führte der Weg in einen Palmenwald hinein an dessen Ende nach einiger Zeit ein heller Fleck erschien. Er traute seinen Augen nicht. Vor ihm entfaltete sich ein völlig unberührter Strand wie aus dem Bilderbuch. Die Wellen leuchteten im Licht der Sonne als sie kraftvoll gegen den Strand krachten und auf den Palmen warteten frische Kokosnüsse darauf geerntet zu werden. Am Horizont sah man nichts als den blauen Ozean. Mit Anlauf sprang er ins türkisfarbene Wasser und genoss das kühle klare Nass. Auch die Kokosnuss war bald gepflügt und mit ein paar Schlägen gegen eine Klippe floss der frische Nektar. In der Zwischenzeit genoss Cori die Zeit am anderen Strand wie im Paradies lag sie alleine am Meeresufer.
Die Sonne zauberte ihr wunderschöne Lichtstimmungen am Himmel und wies den Weg, dass es langsam wieder Zeit wurde sich auf den Rückweg zu machen. Gemeinsam konnten wir noch einen schönen Sonnenuntergang genießen, bis der Fischer mit seiner Frau vorbeikam und uns wieder abholen kam.
Einmal herum um Bantayan
Wir konnten es uns nicht nehmen lassen, mit einem Motorrad auch die restliche Insel zu erkunden. Bantayan Island hat eine ovale Form, in dessen Mitte ein kleinerer Berg steht und eine Straße herum führt. Der Zustand ändert sich dabei von asphaltiert bis einfacher Feldweg recht schnell. Wir besuchten entlegene Dörfer und machten uns ein Bild von den Lebensumständen. In manchen Gegenden gibt es hier so gut wie keinerlei Entwicklung. Die Häuser erinnerten sehr an Slums in Cebu und neben der Straße lagen Berge von Müll. Unser Weg führte uns schlussendlich auf der anderen Seite zurück nach Santa Fe, der größten Ansiedelung von Menschen auf der Insel. Hier fanden wir den White Sands Beach, der uns von vielen Einheimischen empfohlen wurde. Schlendernd am Strand begegneten wir hier erstmals auch anderen Touristen, beobachteten Windsurfer die einheimische Kinder beeindruckten und warteten bis mit dem Sonnenuntergang am Strand langsam Ruhe einkehrte. Hier bemerkten wir zum ersten Mal wie vielen anderen Menschen das ebenso wichtig zu sein schien. Hunderte von Menschen versammelten sich um uns herum einzig um das Farbenspiel der Sonneneinwirkung zu sehen, das jeden Tag einzigartig ist. Und jeder von ihnen wurde innerlich still als die Sonne die letzten Sekunden vor Verschwinden die Welt in ein immer wärmeres Licht tauchte. Wir fühlten uns angekommen in den paradiesischen Weiten der philippinischen Inseln.
Auf nach Malapascua
Der Mond leuchtete uns noch den Weg, als wir früh am Morgen unseren Bungalow verließen und uns auf die weite Reise machten. Wir hatten einen anstrengenden Reisemarathon vor uns und wollten keinesfalls wieder auf einer Fährstation übernachten müssen. Unser nächstes Ziel war die Insel Malapascua.
Als erstes nahmen wir dabei die bisher heftigste Motorradfahrt unseres Lebens auf uns als wir entschieden, dass ein Tricycle nach Santa Fe viel zu teuer ist. Bis zu dem Zeitpunkt waren wir der Meinung, dass es nicht möglich ist diese Fahrt zu Dritt mit zwei kleinen und zwei großen Rucksäcken eine halbe Stunde mit gestreckten Beinen durchzuhalten. Zusammengequetscht ging es über die holprige Straße los. Manuel saß ganz hinten und musste mit der Schwerkraft des Rucksackes und seinen langen Beinen ziemlich kämpfen. Währenddessen hielt Cori fest umschlungen an beiden Armen je einen Rucksack fest. Wir spürten jeden Muskel unseres Körpers durch die ununterbrochene Anspannung und Angst runterzufallen. Wir waren froh, als wir den Hafen erreichten und unserem nächsten Reiseziel näher kamen.
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