Nach drei Tagen am wankendem Boot, wo wir nichts anderes taten, außer den Geräuschen des Meeres lauschten, wurden wir von der ohrenbetäubenden Geräuschkulisse in Coron überwältigt. Der zweite Schock folgte bald darauf als wir unsere Rucksäcke aus dem Boot luden und bemerkten, dass sie völlig durchnässt waren. Nach kurzer Suche bezogen wir schon eine Stunde später im überschaubaren aber lautem Stadtkern ein kleines Zimmer, in dem wir den restlichen Tag damit verbrachten unsere nassen Sachen zu ordnen und in die Sonne zu hängen. Auch unsere Laptops bekamen eine salzige Brise ab und so waren wir uns einig, sie lieber noch ruhen zu lassen. Mit einem mulmigen Gefühl, da all unsere Reisefotos einzig auf Manuels Laptop waren, ging es mit unserem Expeditionsteam zu einem Abschiedsessen und mehreren Cocktails.
Früh morgens am nächsten Tag weckte uns bereits der laute Verkehr. Darunter auch ein Müllwagen, welcher ununterbrochen dasselbe Lied spielte. Später fanden wir heraus, dass die singende Frauenstimme darin die Leute auf der Straße munter auffordert ihren Müll vor die Tür zu bringen. Mit dieser Melodie im Ohr ging es diesen Morgen Richtung Frühstücks- Café. Wir schlenderten die chaotische Hauptstraße entlang, an welcher sich unzählige Tauchschulen, kleine Restaurants und Souvenirshops ihren Platz gesichert haben.
Bereits in Malapascua lernten wir Nimrod, einen aufgeschlossen Israeli, kennen. Es ergab sich, dass sich unsere Wege noch öfters kreuzen werden. Bei einem klassischen ersten Reisegespräch: „Woher kommt ihr?, Wir lang seit ihr schon hier?, Was habt ihr noch so geplant?, Wann geht es heim?…“ wurde klar, dass wir eine ähnliche Reiseroute hatten. So trafen wir ihn auch wieder am Ati- Atihan Festival und am Flughafen Richtung Palawan. Gemeinsam mit ihm machten wir auch die Tour durch den Underground- River in Sabang und zuletzt liefen wir uns wieder in El Nido über den Weg. Dieses Mal aber ließ Cori ihm über WhatsApp wissen, dass wir in Coron angekommen sind.
Und so saßen wir gemeinsam mit Nimrod wenige Stunden später am Aussichtspunkt, ein Hügel über der Stadt, um die Insel besser erfassen zu können. Wir tauschten uns über unsere letzten Tage aus und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Unsere Gespräche führten uns zu den skurrilsten erlebten Geschichten, die wir auf unseren Reisen in die unterschiedlichsten Ländern so gemacht haben. Bei vielen davon kamen wir zu dem Punkt wo Nimrod schließlich meinte:
“Beim Reisen geht es eigentlich immer um die Menschen. Und das alleine zählt und macht das Reisen so besonders.“
In diesen zwei Sätzen steckt so viel Wahrheit und so saßen wir in Stille nebeneinander und blickten in die Weite des Ozeans. Ein weiterer toller Tag auf den Philippinen ging zu Ende.
Am nächsten Morgen standen wir pünktlich gegen 8:00 Uhr vor dem kleinem Büro, indem wir unsere nächste Bootstour gebucht hatten. Die Insel Coron, welche zur Inselgruppe der Calamain- Inseln gehört, steht unter Naturschutz. Verkarstete Kalksteinformationen erhielten hier ihr Aussehen durch die Erosionen der letzten Millionen Jahre. Gigantische steile Steinwände ragen in die Höhe und spitze Felsklippen und tief eingeschnittene Schluchten können mit dem Boot erkundet werden. Fährt man die Küste entlang können zwischen den steilen Felsklippen weiße Sandstrände oder Mangrovenwälder entdeckt werden. Ausgestattet mit Schnorchel und Flossen konnten wir es gar nicht erwarten währenddessen immer wieder ins Wasser zu springen. Unser letzter Stop war der Kayangan- See und beeindruckte uns an diesem Tag am Meisten. Naturphänomene formten in der Inselmitte diesen türkis-blauen Seen, der umringt ist von steilen Steinformationen und die auch Unterwasser mindestens 30 Meter sichtbar waren. Wie durch eine andere Welt schnorchelte Manuel los und erforschte die Tiefen des Sees. Durch diese Vielfalt, die wir zu Gesicht bekamen, waren wir uns sicher hier noch ein wenig Geld liegen zu lassen!
Die Coron Bucht ist auch bei Tauchern durch eine Vielzahl an japanischen Schiffswracks des zweiten Weltkrieges sehr bekannt. Mit unserem Open- Water Tauchschein ausgerüstet buchten wir noch am selben Tag einen Tauchausflug bei dem wir gleich drei Wracks erkunden werden. So tauchten wir durch stählerne Giganten übersäht mit farbenprächtigen Lebewesen und ließen uns in vergessene Welten absinken. Die Kontraste könnten nicht stärker sein zwischen vom Mensch erschaffenen Maschinen und der Vielzahl an natürlichen Korallenriffen.
Kurztrip in den Westen von Luzon
Vollkommen zufrieden bestiegen wir einige Tage später die Fähre nach Manila. Gut vorbereitet auf die lange Nacht suchten wir uns zwei Betten in dem riesigen Schlafsaal an Deck. Wir überbrückten die Zeit um die nächsten Tage grob zu planen und waren uns schnell einig, dass wir Manila nur als Zwischenstation verwenden werden. Da unser Flug erst in einer Woche in Richtung Kuala Lumpur ging, wollten wir unsere restlichen Tage nicht in einer Großstadt verbringen. Früh morgens nach einer erstaunlich gemütlichen Nacht erreichten wir Manilas Hafen. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten stiegen wir bald darauf in ein Taxi Richtung Busbahnhof. Unser Plan war ein Ausflug zum besagten Vulkan Pinatubo, der nicht weit weg war. Der Anreisetag bestand wieder einmal aus vielen unterschiedlichen Verkehrsmitteln, bis wir schlussendlich im Gästehaus am Fuße des Berges ankamen. Die Besitzerin erzählte uns, dass wir nicht ohne einen Jeep und Fahrer den Vulkan besichtigen dürfen. So erkundigten wir uns über den Aufstieg und wie viel von der Strecke davon zu gehen ist. Als sie dann meinte, dass man in einer Stunde Fußmarsch oben ist, trauten wir unserer Ohren nicht, hatten aber eine ungefähre Ahnung darüber, in welche Erlebnis- Kategorie wir geraten waren. Wir waren überglücklich als sie weiter ausführte, dass am selben Tag noch ein Pärchen mit zwei Kids ankommen wird und die sich möglicherweise mit uns einen Jeep und somit auch die Kosten teilen würden. Noch besser wurde alles, als uns ein paar Stunden später klar wurde, dass die unkomplizierte und lustige Family aus Köln perfekt zu uns passte! Ihre zwei Mädels konnten wir nicht anders als schnell ins Herz schließen.
Wir bekamen den mit Abstand am meisten durchgerosteten Jeep von allen am nächsten Tag. Er hatte keine Türen, keine Verkleidung, keine Frontscheibe und musste bei jedem Fluss halten um den Motor zu kühlen! Ganz klar war uns jedenfalls nicht, warum wir soviel für diese Tour zahlen mussten. Unser Weg führte uns durch eine wüstenartige und unfruchtbare Landschaft, wo wir durch Schotter und Sand drifteten und uns gar nicht genug festhalten konnten.
Rückblickend war dieser Teil mit Abstand der Spannendste des gesamten Ausfluges. Das restliche Stück durften wir dann zu Fuß laufen. Vertieft in Gespräche und Kinderlieder waren wir nach kurzer Zeit oben und konnten den Kratersee sehen. Im Jahre 1991 ist dieser Vulkan das letzte Mal ausgebrochen. Die Eruption hatte zur Folge dass Unmengen an Aerosolen und Staub in die Stratosphäre geschleudert wurden und es zu einem globalen Temperaturabfall von ungefähr einem halben Grad Celsius kam. Dieser verheerende Ausbruch, welcher zum großen Teil die Ureinwohner der Insel traf, ist kaum vorstellbar wenn man heute vor dem friedlichen Kratersee eingebettet in einem solchen schönen Bergpanorama sitzt! Den gleichen Weg ging es dann zurück. Entlang dem Flussbett des Tarlac Rivers fühlten wir uns wie in einem Autorennen. Die Jeeps fuhren wild durch die Gegend und versuchten sich gegenseitig zu überholen. Wir konnten uns vor dem aufgewirbelten Staub und den Sandwolken kaum schützen. Frisch geduscht beschlossen wir mit unseren Reisegefährten den restlichen Tag mit ein paar Bierchen und netten Gesprächen langsam zu Ende gehen zu lassen.
Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege wieder fürs erste. Aber mit einigen Umwegen liefen wir uns zufällig in einem kleinen Surfparadies namens San Juan zwei Tage später wieder über den Weg. Hier erfuhren wir, wie es sich für Chris und Ireen anfühlte mit zwei Kids aus dem Rucksack zu leben. Sie zeigten uns wieder einmal, dass diese Art zu Reisen genauso möglich ist obwohl der Einfluss von vielen Seiten dir oft nur Ängste und Zweifel predigt. Für die 4 ging es dann bald weiter in den Norden wo Ireen’s Mutter seit einigen Jahren wieder lebte. Mit einer herzlichen Verabschiedung ging es für uns drei Tage später zurück Richtung Manila. Wir konnten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht begreifen was wir in diesem tollen Land alles erlebt haben! Vor allem die gewaltige Anzahl an Inseln und Stränden, die wir hier zu Gesicht gekommen haben ist gewaltig und es gibt wohl nur wenige Nationen wie die Philippinen auf dieser Erde dessen Kultur sich so unterschiedlich von Insel zu Insel verhält und einem echt jedesmal etwas neues bereit hält, als würde man in ein neues Land reisen. Obwohl die Art des Reisens weit schwerer war als erwartet durch die Menge an Verkehrsmittel, möchte wir das diese Erlebnisse nicht missen im Nachhinein. Sie geben uns erst das Gefühl darüber was es heißt auf einem Inselstaat zu leben. Gerne möchten wir wieder einmal hierher zurückkehren und sehen wie sich die Dinge verändert haben.
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